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Noch nicht richtig angekommen, aber schon da – die ersten Wochen weltwärts in Vietnam.

27/09/2010

Leben in Hanoi, Teil 1

Nach einem recht annehmbaren Flug von Frankfurt (Main) über Bangkok sind wir drei Freiwilligen im weltwärts Jahr 2010/11 am 07.09.10 früh in Hanoi gelandet. Seit nun mehr drei Wochen leben wir in Vietnam – und diese Zeit hielt schon einige Überraschungen für uns bereit.

Der erste Schock war das Wetter. Angekommen aus dem kalten Deutschland, traf uns der vietnamesische Herbst in aller Stärke mit 33° C und mehr. Da blieb uns erstmal nichts anderes übrig als schwitzen. Auch wenn jetzt langsam die Gewöhnung an die Temperaturen einsetzt, ist es für mich kaum vorstellbar, dass es andernorts kalt sein kann.

Unsere Partnerorganisation vor Ort ist das Vietnamese Youth Center for Tourisim (VYCT), Zentrums für Jugendtouristik von Vietnams Zentraljugendverband. Nach ein paar Tagen Zeit zum Einleben, lernen wir nun dort seit über zwei Wochen Vietnamesisch. Doch leider lassen die gewünschten Erfolge bisher noch auf sich warten. Zwar ist die Grammatik der Sprache recht leicht, jedoch gibt es gefühlte 100 unterschiedliche Töne, so dass ein Wort je nach Aussprache mehrere Bedeutungen hat. Erleichtert das Vokabel lernen auch nicht gerade.

Mit den wenigen Sätzen und Floskeln kann ich mir aber schon vegetarisches Essen bestellen oder besser gesagt, vermitteln, dass ich es ohne Fleisch haben möchte. Denn jeder Besuch einer kleinen Garküche an der Straße eine mittlere Überraschung. Zwar ist es schwierig etwas Vegetarisches zu finden, doch was es gibt, ist sehr gut. Das fängt bei gebratenem Reis (cơm rang) an, geht über verschiedenste Arten von Brühen und Suppen, bis zu Baguette mit Ei. Und nach einem bisschen Übung klappt auch die Nahrungsaufnahme mit Stäbchen. Leide gibt es keinen Käse (oder wenn, dann ist der nur sehr teuer zu erwerben), dafür kann ich meiner Leidenschaft für das süße Gebäck voll und ganz nachkommen: Es gibt unzählige Konditoreien mit einer Vielzahl an Schokokuchen, süßem Brot und Puddingschnecken. Bei jedem Besuch in der Innenstadt entdecke ich noch einen kleinen Laden, der mit den leckersten Verführungen lockt.

Woran sich die Geschmacksknospen in Sachen Verzehr gewöhnt haben, müssen sich die Augen beim Essen gehen noch anpassen. Hier wird geschmatzt, geschlürft, gerotzt und anschließend der ganze Müll einfach unter den Tisch geworfen. Ein hoch auf die unzähligen Müllfrauen und -männer, die den ganzen Abfall des nachts wieder einkehren (natürlich mit Besen und selbst geschobener Abfallwanne).

Genauso musste ich mich auch auf Smog einrichten, der durch die vielen Motorräder verursacht wird, die die Stadt beherrschen. Da haben selbst die Busse Probleme durch zu kommen. Auch wenn sie ständig überfüllt, Sitzplätze selten sind und man jede Zeit damit rechnet, dass gleich der Bus dank Altersschwäche nicht mehr weiter kann, ist dies hier die billigste Fortbewegungsmethode (oder gerade deshalb). Doch seit heute bin ich ganz umweltfreundlich, dafür weniger sicher, mit einem Fahrrad und Mundschutz unterwegs – und die erste Fahrt auch gleich ganz vietnamesisch mit Lisa auf dem Gepäckträger gemeistert. Es bleibt spannend, wie lange ich mich da Unfallfrei auf den Straßen halte.

Denn auch ohne den Verkehr ist in Hanoi gerade einiges los: Überall wird die Stadt für das große Jubiläum am 10.10.10 geschmückt und heraus geputzt. Betrachtet man allein die unzähligen Lichtinstallation um den Hoàn Kiếm See, um den sich das Stadtzentrum ausbreitet, kann man schon sehr auf die 1000-Jahr-Feier gespannt sein. Ein Fest haben wir schon miterlebt: Das Mitherbstfest für Kinder oder Tet Trung Thu, auch Mondfest genannt. Bei der Veranstaltung des VYCTs konnten wir zwischen den vielen singenden und tanzenden Kindern auch einen traditionellen Drachentanz erleben und einen eigenen gesanglichen Beitrag leisten mit „Bốn phương trời“, dem Lied für den vietnamesischen Sozialismus.

Die vielleicht größte Überraschung erlebten mit der Nachricht, dass wir nach knapp einer Woche im Hotel schon in unser Haus einziehen konnten. Kaum waren die alten Freiwilligen abgereist, bezogen wir das Quartier, welches an sich sehr geräumig ist. Beim letzten Regen hat es zwar ein bisschen reingetropft, dafür vermissen wir ab und an das Wasser aus der Leitung, doch die angekündigten Mäuse haben sich noch nicht blicken lassen.

Wir sind gespannt, was noch auf uns zukommen wird…


3 Kommentare leave one →
  1. 28/09/2010 2:51 pm

    Hach, ich bin begeistert! Heute bekamen wir von Lena auch Doppelkekse, so können wir auch ohne dich unserem Süßigkeitenfetisch frönen. 😉

    Ohhaaa … vegetarisch essen in Vietnam. Gut zu wissen … aber andererseits auch nachvollziehbar. Ich glaub, viele Länder sind da nicht so vegetarisch eingestellt wie wir hier 😉 … aber freut mich, dass du dennoch was zu essen findest und dich nicht von Hunden ernähren musst … gg

  2. Dr. Hasenbein permalink
    29/09/2010 6:50 am

    Dein Blogname ist wirklich zu geil 🙂

    Aber schoen von deinen ersten Erlebnissen zu lesen.

    Falls du mal geiles vegaterisches Essen willst, komm mal nach Indien ruebergejatted, da gibs hier einiges zu zeigen….

  3. Grunhilde permalink
    01/10/2010 6:36 am

    Ui, wie schön mal wieder was von dir zu hören und zu sehen!^^

    Nur weißt du wer mir fehlt!? Grunhildes Schwester! Die liegt wahrscheinlich immernoch in deinem Koffer eingequetscht zwischen Stinkesocken und Unterhosen!
    Die Arme! Ich sollte eine Befreiungsaktion starten!;-)

    Also lass sie mal raus und auch was sehen!

    Liebe Grüße nach Vietnam,
    die daheim gebleibene Königin & Grunhilde

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